Tag 15 | 23.Juni.2019 | Sonntag

Kay ist unerwartet schon um 6 Uhr aufgewacht, an Schlaf war nicht mehr zu denken. Also ab in die Dusche, da hat man um die Zeit seine Ruhe.

Heute endet unsere Zeit auf dem erst 2018 errichteten Campingplatz “Kamp Polje”. Leider regnete es die ganze Nacht, und auch am Morgen war es trüb, regnerisch, feucht, etwas kühl – ekelhaft!

Besorgt schaut er in die Wetterapp & das Regenradar, das würde sich so bald nicht ändern.

Mist! Da will man kein Zelt einpacken und das Motorrad beladen, aber es hilft ja nichts, heute geht es weiter nach Zagreb.

Nach Kaffee, den Frühstückseiern und frischen Brötchen beim Platzbesitzer unsere Rechnung beglichen fuhr Kay die GS in den Unterstand, um dort zu packen. Bojan, geb. 1965 erzählte Kay einiges über die Geschichte Jugoslawiens/Sloweniens der letzten Jahrzehnte. Seit den 90ern unabhängig ist für die Slowenen ein Leben in Freiheit und ohne erzwungene Partei- und Regimetreue möglich. Für unsere Generation eine Selbstverständlichkeit, deren Glück uns hier wieder bewusstwird. Die versteckten Gräber im nahen Wald zeugen von Unterdrückung, Recht des Stärkeren und dem Chaos in den Monaten und Jahren nach dem 2. Weltkrieg währenddessen hier alles passieren konnte.

Wir beide sind glücklich in einer Zeit und Ländern ohne Krieg und Zerstörung aufgewachsen zu sein.

Mae ist heute früh sehr erschöpft. Der gestrige Tag war interessant, aber auch lange und kräftezehrend. Die Zubereitung der ersten Mahlzeit kostet die beiden viel Zeit. Bis Kay alles Gerümpel aus dem Zelt und den Alukoffern der GS zum trockenen Unterstand geschafft hat vergehen gefühlt Stunden. Zu unserem Glück ist kaum jemand im Camp, und wenn dann halten Sie sich in Ihren Wohnmobilen und Caravans auf. Mangels Motivation will die Packerei nicht enden. Auch wird das ein- oder andere nun idealer in den Drybags und Koffern platziert, aber die beiden kommen kaum voran. Aus dem einzupackenden Mittagessen “on the Road” wird ein normal gekochtes im Camp, da wir immer noch hier sind – inzwischen hungrig.

Als letztes muss dann das noch Nasse Zelt nebst Footprints eingepackt werden, trockenes Wetter ist nicht in Sicht.

Was den beiden heute früh klar wurde ist, dass ein kleiner Schirm fehlt. Ab auf die digitale Einkaufsliste. Die Sonnenhüte schützen zwar auch gegen den Regen, aber eben nur bedingt, und das Getropfe ins Bauarbeiter Decolte nervt beim Bücken gewaltig. Mae wollte natürlich einen unserer Schirme von zu Hause mitnehmen, Kay weigerte sich mal wieder, es gäbe keinen Platz, mal sehen ob es ohne gehe…


Gefahrene Kilometer: 73.3 km.

Stunden Unterwegs: 2 Std.

Gegen 15 Uhr könnten wir dann endlich los, Maes angestrebte malerische Route zu einem Schloss über Novo Mesto, Celje und Ptuj nach Zagreb ist heute aber nicht mehr zu schaffen. Knapp 5 Std. Reine Fahrzeit auf kurvigen Nebenstraßen durch die Berge in die Richtung mit vorhergesagtem Dauerregen packen wir nicht mehr. Das führt zu einer Diskussion zwischen den beiden, und das erste Mal auf der Reise nach gut 1000 km auch zu Tränen. So manche Tagesziele konnten wir drei nicht erreichen da wir zu spät loskamen. Wer Mae und Kay kennt wundert sich darüber nicht.

Das müssen wir zügig verbessern!

Die Fahrt nach Zagreb ist dann auch langweilig und führt zumeist über schnurgerade Straßen. Die beiden müssen in Novo Mesto für einen Kaffee und Palatschinken mit Banane und Nutella stoppen. Der Tag gestern war lang, intensiv und anstrengend, die Nacht kurz, die Motivation weg, es zieht sich heute. Das Schweigen der beiden ist ohrenbetäubend.

Unvermittelt stehen wir am Grenzposten in Slowenien, das erste Mal müssen wir hier Papiere zeigen. Dasselbe auf der kroatischen Seite, dort erspäht Kay eine großes Schild mit der Europäischen Flagge. Beide Grenzbeamte sind freundlich und lachen uns zu. Ein Pärchen auf dem Motorrad, “Just married” & mit Hund gibt es wohl eher selten. Ich wundere mich ob der Grenzkontrolle, Slowenien und Kroatien sind beide in der EU. Robert konnte das später klären: Kroatien sei kein Mitglied der Schengen Staaten.

Unweit der Grenze ist noch immer überwiegend Funkstille im Intercom von Mae und Kay als wir zuerst einen, dann zwei Regenbogen erspähen.

Kay´s Frage ob wir für ein Foto stoppen sollen ist natürlich überflüssig und wurde von Mae augenrollend bejaht. Auf dem Gehweg zum Stehen gekommen fragte Kay wie und was er fotografieren solle, “Natürlich die Wolken” schnaubte Mae – heute ist eben kein guter Tag im Eheleben der Nussers. Das obligatorische Selfie hellte die Stimmung schnell auf, weiter geht’s dem Regenbogen zu. Wie kommt ein Regenbogen zu Stande, richtig dazu braucht es Regen. Den hatten wir dann ein paar Minuten später auch, wat´ en Wunder!

Einen Unterstand gab es erst mal nicht und Kay hatte erst vor ein paar km den Nierengurt ob der dämpfigen Hitze ausgezogen und alle Lüftungsöffnungen der Jacke geöffnet. Ergo: Zwei kühle Rinnsale auf der Haut von der Brust zum Bauch – igitt. Selbst schuld!

Also ein kurzer Stopp auf einem leeren LIDL-Parkplatz unter dem Dach der Einkaufswägen, Nierengurt wieder an, alle Lüftungen der Kleidung zu, und das Regenradar gecheckt. Der überwiegende Teil des Regens ist vorbei, und der Rest nicht in unserer Richtung. Nur noch 25 min Fahrzeit, das ist auch `feucht` auszuhalten – weiter geht’s.

Mae hasst übrigens die Regenradar-App, am liebsten würde Sie diese von Kays Smartphone löschen. Er plant oft die Route am Regen vorbei – für sie unverständlich. Naja, als Fahrer ist der Regen sch… es wird unmittelbar kalt, nass, rutschig. Tropfen an der Scheibe, Visier und Brille erschweren die Sicht, das Navi ist schlechter zu sehen und zu hören. Für die Sozia gibt es das alles nicht, da werden nur die Handschuhe etwas nass und kühl.

Zum Glück weiß Mae nicht, dass Kay gestern an der Tankstelle sogar das Upgrade der App gekauft hat. Sie funktioniert so zuverlässig, dass wir den Starkregen zuverlässig vermeiden konnten. Eine große Hilfe für den Fahrer, in Mae’s Augen aber eine Gefahr für spontane Abstecher.

Was haltet ihr davon?

H1