Eine Abkürzung die sich nicht lohnt
Tag 21 | 29.Juni.2019 | Samstag
Gefahrene Kilometer: 124 Km.
Stunden Unterwegs: 4.22 Std.
Heute morgen wird nur das nötigste gesprochen. Wir brechen auf ins Bärenrefugium nach Kuterevo wo Mr. Notty seine Artgenossen trifft. Bären die in den Ländern des Balkans gefunden werden landen meist in dieser privat finanzierte Aufzuchtstation. Zumeist sind das Jungtiere deren Mutter nicht mehr am Leben ist. Hier kümmern sich hauptsächlich Freiwillige aus aller Welt um das Gehege und die Tiere. Auch Schulklassen und Pfadfindergruppen sind vertreten.
Seit einigen Tagen hat Kay Mae´s Applewatch nicht mehr gesehen (geladen), Mae vermisst sie ebenfalls. Zufällig sah Kay beim Check Out in Kamp Polje (in Slowenien) eine identische Uhr neben dem Geldbeutel des Betreibers liegen. Er wunderte sich dass Bojan so ein Gadget nutzt. Fragen kostet nix! Auf Kay´s E-mail kam die prompte Antwort, dass er die Uhr gefunden habe, seltsamerweise im Waschraum der Herren. Komisch, Kay hat sie nie benutzt. Was Solls, er schickt sie zu Nikola nach Skopje für uns. Danke vorab Bojan!
Außerdem planen wir unsere Routen mit digitaler Hilfe. Dabei stellen wir oft fest, dass den diversen Apps und Programmen die wir dazu verwenden unterschiedliche Algorithmen zu Grunde liegen und die generierten Routen nicht identisch sind. Heute haben wir mit dem bisher schlimmsten Ergebnis dieser Unterschiede zu kämpfen. Google Maps, dafür bekannt detaillierte und aktuelle Karten zur Verfügung zu stellen, zeigt uns den Weg in das Dorf Krasno Polje, gefolgt von einer spitzen Linkskurve, dann weiter entlang der Landstraße.
GARMIN (dem Kay zumeist folgt) diktiert eine Abkürzung um einige 100 Meter Strecke zu sparen. Als wir die Landstraße hierfür verlassen fahren wir zunächst noch immer auf einwandfreiem Asphalt. Vorbei an ein paar Häusern und bellenden Hunden bricht die Straßenoberfläche mehr und mehr auf um sich langsam aber stetig in einen gesplitteten Weg, bald geschottert und schließlich auch noch zerfurcht, zu verwandeln. Beinahe überrascht finden wir uns letztendlich auf einem Steinweg bergauf im Wald wieder. Als Kay uns zum stehen bringt hat er schon Mühe das Gefährt in der Senkrechten zu halten.
Wir sind bereits zu weit gefahren um hier vollbeladen gefahrlos umdrehen zu können. Auch ist es zu riskant auf diese Art weiter zu fahren, der Untergrund ist zu felsig. Mae muss absteigen, und als Kay im Display erkennt, dass es nur noch etwa 200 m zur befestigten Straße sind werde ich schmunzelnd Zeuge folgenden Dialogs:
“Ich kann es bestimmt da hoch schaffen, alleine mit der GS. Nicht nötig hier riskant umzudrehen, es sind nur etwa 200 m Marsch für dich Babe, ist das OK?”. “Hhmpf. OK! Ja Chef, aber schalt bloß` die Helmkamera ein und mach ein Video!” Schnaubt Mae.
Und schon fährt er los. Auch so erleichtert ist es ein hartes Stück Arbeit den Buckel rauf. Der Track ist steinig und sehr zerfurcht, aber eine gewisse Mindestgeschwindigkeit ist nötig. Zu langsam fehlt die Stabilisierung der sich drehenden Räder und der Massenträgheit der Fuhre. Zwei mal fällt er fast – aber nur fast! Ihm gehen der Spruch seiner Motoradkollegen durch den Kopf “Den Gummi auf auf der Straße lassen” Er arbeitet hart daran.
Zurück auf der Landstraße wartet Kay auf Mae und mich. Es hat einige Zeit gedauert den holprigen Pfad hoch zu kraxeln. Die beiden sind immer noch über das Intercom verbunden, aber Kay hört von Mae währenddessen nur schnaufen. Irgendwann sind wir doch oben angekommen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause folgen wir traumhaften Straßen die sich kurvig durch den grünen Wald zum Ecocamp Rizvan City schlängeln.
An diesem Abend erreichen wir unser Ziel wiederum spät, haben aber trotzdem grosse Auswahl auf dem nahezu leeren Campingplatz. Kay fragt nach einem nahen Geschäft in dem man um diese Zeit noch kühle Getränke und etwas zu essen kaufen kann. Wenn er sich beeilt kann er es noch ins nahe Gospić schaffen. Auf dem Platz können wir aber direkt gekühlte Getränke kaufen, und vom Barbecue des heutigen Events gäbe es noch einige Reste die wir -umsonst- haben könnten.
So kommt unser Fahrer ein paar Minuten später mit kaltem Bier und Cola zurück. Ebenfalls mit einem großen Kastenweißbrot, (noch warmem) Grillfleisch und riesigen, unglaublich schmackhaften Tomaten die s hier auf dem Balkan überall gibt. Wie gastfreundlich!
Also kein einkaufen und kochen nötig heute Abend.
Kays Kommentar: “Das wir noch zwei Portionen gebratene Kartoffeln und Tomaten-Gurkensalat haben, und eigentlich nur die kühlen Getränke fehlen hab ich Ihnen natürlich nicht auf die Nase gebunden.“
So essen die beiden hungrig bis es kühl und dunkel ist, dann wird das Zelt aufgestellt. Sobald die äußere Hülle eingehängt ist findet man Mae an diesem Abend nur noch drinnen. Dort friert sie nicht und bereitet das Nachtlager während Kay die Zeltheringe setzt und ihr alles (Schlafmatten, Schlafsäcke, Handschuhe, Klamotten, die geladenen Helme, Elektronik, Kulturtaschen…) anreicht. Alle Koffer an der GS verschlossen kann er duschen gehen.
Über Nacht lädt die GoPro und GIMBALL an den beiden Power Banks, da es beim Zeltplatz keinen Strom gibt. Morgens werden dann während des Frühstücks die Ersatz Akkus und die SONY geladen. Während der Fahrt füllt die GS beide Power Banks wieder, parallel können die Smartphones geladen werden.
Hört sich nach einer Menge übertriebenem Blödsinn an, aber so vermeiden die zwei (eigentlich nur Kay, denn Mae braucht sich darum nicht zu kümmern) dass irgendwann alles leer ist.
Zum Aufzeichnen der Route verwendet Mae drei Tracking Apps parallel die das GPS-Signal mit hoher Genauigkeit auswerten. So stellt sie sicher dass unsere gesamte Fahrtstrecke sicher protokolliert wird. Das geschieht mit Hilfe des Samsung Smartphone welches dazu während der Fahrt permanent über das Bord netz versorgt werden muss. Hierfür ist zeichnet Kay verantwortlich. Wenn da was schief ginge würde er wohl zügig seinem Schöpfer gegenüberstehen.
Wuff, H1.
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