Tag 20 | 28.Juni.2019 | Freitag

Gefahrene Kilometer: 167 Km.

Stunden Unterwegs: 4.5 Std.


Wir starten zur Rundtour, erst zu einem alten Militärflugplatz. Die gut 2 km lange, verlassene Runway alleine mit der GS zu befahren ist schon geil. Alle Schranken sind offen, es sind auch noch einige weitere Besucher vor Ort. Selbst in die Bunker im Berg kann man rein, da ist es angenehm kühl. Dort waren die Kampfjets stationiert. Die gepanzerten Bunker Tore öffneten direkt zur Runway hin. An der abgewrackten Douglas C47 verewigen sich die beiden das erste mal auf der Route: www.whentravelbites.de


An den Seen angekommen vertilgen die beiden hungrig das leckere mitgebrachte Mittagessen, noch heiß aus dem ESBIT: Pilzsuppe mit frischem Brot. 

Mae hat im Internet einen Geheimtipp ausfindig gemacht von dem wir naja…halblegal…die Aussicht genießen können. Umgerechnet 28€ Eintritt pro Person ist uns echt zu viel-auch angesichts der inkludierten Bootsfahrten. 

Wir finden eine gratis Schattenparkplatz, ziehen uns um und essen unter dem Blätterwerk der nahen Vegetation. 

Am Berg entlang dem Trampelpfad folgend staunen wir wirklich. Was wir sehen ist eine Reise Wert. Die Natur hat hier ein unbeschreiblich schönes Kunstwerk erschaffen. Das muss natürlich festgehalten werden:

Mae nutzt jeden Felsvorsprung und Aussichtspunkt um zahllose Bilder und Videos, jeweils mit der SONY-Kamera, der GoPro und dem Smartphone anzufertigen. Zuerst nur die Landschaft, dann mit Ihr im Bild, dann beide Zweibeiner. Mit jedem (un-)möglichen Winkel und Einstellung wird gearbeitet also ob morgen das ganze Areal im Erdboden versinken würde. Für Mae die helle Freude, für Kay zunehmen eine wahrhaftige Tortur. 

Die Fotografie und Filmerstellung ist Mae‘s Hobby, es ist sehr wichtig für Sie alles detailgenau festzuhalten. Gibt es doch aus ihrer Kindheit leider kaum Bilder, was sie in der Vergangenheit oft traurig stimmte. Man kann sicher behaupten, Asiaten haben eine Vorliebe für digitale Medien und unzählige Bilder von Sehenswürdigkeiten. Wer hat das selbst nicht schon in historischen Städten oder auf Schlössern gesehen. Philippinos lieben es alles zu fotografieren und sind die selbsternannten Weltmeister bei der Nutzung von Social Media. Auch SMS sind dort äußerst beliebt: ~100 Mio. Philippinos versenden 2 Milliarden SMS. Pro Tag!

Kay verdirbt das zusehends die Laune in dieser prachtvollen Umgebung. Er wird immer wortkarger (das kann auch ein Segen sein) und ungeduldiger. Mae‘s unzählige versteckte Aufforderungen „Du hast hier gar kein Foto von mir gemacht, schau das andere Pärchen an, er macht bezaubernde Bilder von ihr“ heizen die Situation weiter an. 

Bald fällt kein Wort mehr, und beide gehen mit einigen Abstand den gemeinsamen Weg. Wann immer er die Kamera zu fassen bekommt behält er sie bei sich. Wenn sich die beiden in die Wolle kriegen, dann deswegen. Wortlos finden sich die beiden bei der GS ein, trinken dort ihren Kaffee und starten die Tour zurück zum Hostel.


Mae hat eine lohnenswerte Abkürzung gefunden die aber leider durch das Naturschutzgebiet führt und keine allgemeine Durchfahrt zulässt. Also außen herum, durch die Berge. Es ist sehr kurvig, wir erreichen eine Sackgasse und müssen wenden. Dann wird aus der Straße zunächst ein Schotterweg, dann haben wir nur noch Steine vor uns. Erneut wenden. 

Auf einem noch längeren, beständig kurvigen Weg durch die Wälder kommen wir nur langsam unserem Quartier näher. Die Kurverei in den schattigen Bergen ist zwar schön, aber wenn es scheinbar gar kein Ende nimmt hört der Spaß irgendwann auf. Für Kay ist die Rückfahrt heute keinen Meter Vergnügen. Die Laune ist auf dem Tiefpunkt, er sehnt sich nach einem kühlen Bier, Abendessen und seiner Ruhe.

Für die unterschiedlichen Interessen was die Fotografie angeht müssen die beiden eine gemeinsame Lösung finden-so kann es bei allem was noch kommen soll nicht weitergehen. 

Auf unserer Rückfahrt durch die entlegenen Wälder Kroatiens erspähen wir zahlreiche Warnschilder vor Landminen. Bereits vor Reiseantritt haben wir darüber gelesen, dass man in bestimmten Regionen die angelegten Wege besser nicht verlassen sollte. Wir sind in Zeiten des Friedens aufgewachsen und waren noch nie mit derartigen Gefahren konfrontiert.

Zeichen des Jugoslawienkrieges haben wir bisher kaum gesehen. Heute werden wir erinnert, dass es erst gut 25 Jahre her ist, dass auf diesem Boden kriegerische Auseinandersetzungen gab. 

In der Dämmerung erreichen wir unser zeitweiliges Zuhause. Mangels Vorräte zaubert Mae indischen Reis mit den mitgebrachten Gewürzen aus Dubai sowie zwei Eier.

Zum Glück hat Kay heute morgen beim `Brotholen`auch ein Radler für sie und ein Bier für sich mitgebracht. Das genießen die beiden jetzt, wenn auch kaum Worte fallen.

Servus, H1