Tag 32 | 10.Juli.2019 | Mittwoch

Gefahrene Kilometer: 138 Km.

Stunden Unterwegs: 4.30 Std.


Während unserer letzten Nacht in Mostar regnete es ohne Unterlaß. Wir mußten unsere Camping Ausrüstung feucht einpacken. Ein Besuch in der Hauptstadt Sarajevo, war leider nicht drin. Die Wettervorhersage zeigte Regen für die ganze Woche in dieser Richtung an. Sarajevo muß bis zur nächsten Reise warten. Unser Weg führt uns nach Süden. Dort sollte die Sonne am ehesten scheinen, das bringt uns näher an Skopje wo unsere Freunde zu Hause sind. 

Als wir um drei losfuhren, regnete es immer noch ein wenig. Bei 26 grad C ist das aber zu ertragen. Heute geht es nach Montenegro. Ob wir es bei Tageslicht noch über die Grenze schaffen ist nicht klar. Deshalb haben wir noch nicht nach einer Übernachtungsmöglichkeit gesucht. Zu unserem Glück ist in unserer Fahrtrichtung nur Wind, aber kein Regen vorhergesagt. Wie beruhigend – im Regen zu fahren ist wirklich kein Vergnügen. 

Nach der Packerei auf dem Campingplatz brauchen wir aber erst mal etwas zu beißen. Wir stärken uns für die lange Fahrt in der nahe gelegenen Wirtschaft. Während gegessen wird beginnt der Regen von neuem. Einige Zeit mußten wir warten, um 17 Uhr konnte es endlich losgehen. Einen ersten kurzen Stop machten wir im nahen Dorf Blagaj. Mae wollte unbedingt das ‚Dervish‘ Haus sehen. Ein historisches Sufi – Kloster, auf den Klippen nahe am Wasser errichtet. Mit dabei ein Mausoleum und ein altes türkisches Bad. Die beiden vereinbarten eine Besichtigung nur von außen, ob der Eile noch bei Tag an die Grenze zu kommen. Unsere Strecke führte dann auf der Straße M-6.1 von Mostar nach Gacko, dann nach Nordosten über die M-20 zur Grenze in Scepan Polje. 

In Gacko war Zeit für die Kaffeepause um 19:30 Uhr. Nach zwei Stunden Fahrt verbleiben noch immer drei Stunden bis zur Grenze. Das geht nicht, das ist zu viel für den heutigen Abend. Die letzten zwei Stunden konnten wir noch nicht mal die Fahrt genießen, weil Kay immer die maximal erlaubte Geschwindigkeit fuhr. So faßten wir den Entschluss, uns ein Camp in Richtung der Grenze zu suchen. Wir prüften Booking.com & AirBnB. Die Saison ist bald vorbei, entweder ist schon geschlossen, oder man bekommt günstig noch ein Zimmer. Zum Wildcampen gäbe es zahllose Möglichkeiten, aber bereits für den Abend sind Minustemperaturen vorhergesehen, und frieren wollen wir nun wirklich nicht mehr. Wir fahren gerade durch den Sutjeska National Park, deshalb ist so kalt!

Die letzten 50 km fahren bei Dunkelheit. Was an uns vorbei zieht können wir leider nicht genießen. Die Strecke ist aber trotzdem ein Träumchen, eine Haarnadelkurve an der anderen, Kay schaltet dauernd rauf und runter um unsere schwere Fuhre da flüssig durch zu bringen. Am Ende bleiben noch üble 20 km. Der Untergrund hat von bestem Asphalt über Schlaglöcher Format einer Pizza, Schotter und Abbruchkanten alles zu bieten. Das Highlight ist sicher die feuchte und rutschige Holzbrücke, die unmittelbar nach einer engen Kurve auftaucht. Dies alles sehen wir nur im Kegel des Scheinwerfers, außerhalb ist es Pechschwarz, kein Licht, kein Streulicht, kein Mond erhellt uns hier den Weg. Die Straße ist teils halb von Bäumen überhangen. Diese letzten, kurvigen 20 km ziehen sich lange. Obwohl uns die Gegend abgelegen erscheint, der ständige Verkehr hier ist kaum zu begreifen. Immer wieder begegnen uns nicht nur Autos, sondern auch LKW und Busse. Na klar – die Holperstrecke führt ja geradewegs auf die Grenze nach Montenegro zu, damit ist sie alles andere als eine Sackgasse.

FUCHS, FUCHS!” Brüllt Mae.

Is nich´ wahr!?! Wie kannst du nur derartig schreien? Glaubst du mir fällt Meister Reineke am Straßenrand auf, wenn ich mich so auf die dunkle besch… Straße konzentrieren muß” beschwert sich Kay, während er noch damit beschäftigt ist keine Kurve zu verpassen.

Das schaut wirklich nach einem Fuchs aus. Die stechenden Augen und der lange Rumpf. Hier draußen in der Dunkelheit und Kälte kann das doch keine Katze oder Hund sein.” ist Mae sicher, immer noch strahlend vor Begeisterung

Natürlich fiel mir der haarige Kamerad auch auf, als ich so zwischen Kays Bauch und dem Tankrucksack klemme. Hier ist mein Platz wenn es kalt wird oder regnet.

Plötzlich haben wir wieder guten Straßenbelag unter uns, doch die letzten 200 m zum Camp biegen in eine steile und mit groben Steinen übersäte Zufahrt ab.

Ja, ja! Warum muß ich immer absteigen wenn so eine Straße auftaucht? Wenn der Pamir Highway so aussieht, muß ich den dann zu fuß überqueren?” Mae forderte Kay heraus, das letzte Stück einfach zusammen auf der GS runter zu fahren.

Babe, es ist steil, sehr steinig und stockdunkel. Ich bin total erschöpft. Bitte steig ab für die kurze Strecke.” gibt Kay schnaubend mit genervter Mine zurück. Jetzt brauchte Mae nicht mehr weiter zu diskutieren. “Mostar Camping” gibt Mae zurück, während sie widerwillig vom Motorrad steigt. Schlußendlich hätte das vielleicht nicht sein müssen, und Kay fuhr ohne Probleme den Berg hinunter. Ihr könnt euch sicher denken, wie Mae anschließend reagierte.

◦ Sie ermutigte Kay, das er es doch kann, und einfach mehr Selbstvertrauen in dieser Sache zeigen müsse.

◦ Mae meckerte über ihren ungeplanten Spaziergang den dunklen Berg hinab. Gut daß ihre Handy Taschenlampe den Weg ausleuchtete. 

◦ Sie schmollte und lief davon

Zeit fürs Abendessen. H1